Dienstag, 9. März 2010

KfW 55

KfW-Kredit-Antrag

Nach dem Bauantrag möchte ich gerne auch die Finanzen in trockenen Tüchern wissen. Über meine Bank habe ich jetzt einen Kreditantrag bei der KfW gestellt. Zunächst für ein Energieeffizienzhaus KfW 70 nach EnEV 2009. Die Effektivverzinsung beträgt hier zur Zeit je nach Laufzeit 2,47 bis 3,09 %. Hoffentlich kann der Antrag später noch auf KfW 55 – mit besseren Zinskonditionen – umgestellt werden.


KfW 55 (EnEV 2009)

Seit Oktober 2009 gibt es bei der KfW für Kredite für Neubauten die beiden Energieeffizienzhausklassen KfW 85 und KfW 70, die einen Primärenergiebedarf von 85% bzw. 70 % des EnEV-2009-Referenzhauses haben. Die Transmissionswärmeverluste dürfen 100% (KfW 85) bzw. 85% (KfW 70) des Referenzhauses betragen. Für Anfang 2010 war von der KfW eine neue Energieeffizienzhausklasse KfW 55 mit 55% Primärenergiebedarf und 70% Transmissionswärmeverluste angekündigt. Unser Haus ist so konzipiert, dass es diese Bedingungen erfüllen wird.

Das KfW 55-Haus gibt es aber noch nicht, trotz der Ankündigung! Eine Mailanfrage bei der KfW erbrachte als voraussichtlichen Einführungstermin die vage Aussage „im Sommer“. Mit dem Kreditantrag wollen wir aber nicht mehr länger warten, denn dieser muss vor Baubeginn erfolgen und es soll ja schließlich irgendwann mal losgehen. Unser Architekt hat sich daher mal ans Telefon geklemmt und bei der KfW in Erfahrung gebracht, dass der Kreditantrag unter Bedingungen auch nachträglich noch von KfW 70 auf KfW 55 umgestellt werden kann, wenn der Baubeginn bei Einführung des Energieeffizienzhauses 55 noch nicht lange zurückliegt und der bewilligte KfW 70 Kredit noch nicht abgerufen worden ist. Drückt uns die Daumen, dass die KfW den 55er-Standard rechtzeitig einführt.


KfW-Energieeffizienzhaus-Standards

Die verschiedenen KfW Kreditstandards der letzten Jahre können leicht zur Verwirrung beitragen. Deshalb muss man sich da erst einmal eine Übersicht verschaffen:

Mit der EnEV 2002 (Energieeinsparverordnung), die im Wesentlichen in der EnEV 2004 unverändert fortgeführt wurde, wurden die KfW-Energiesparhäuser KfW 60 und KfW 40 eingeführt. KfW-60-Häuser durften einen Primärenergiebedarf von 60 KWh je m^2 Wohnfläche haben, KfW 40 Häuser einen von 40 KWh.

Mit der EnEV 2007 wurde der Primärenergiebedarf dann auf eine Referenz bezogen. In Etwa entsprach dem Energiesparhaus KfW 60 (EnEV 2004) dann das Energieeffizienzhaus KfW 70 (EnEV 2007), das 70 % des Primärenergiebedarfs des Referenzhauses haben durfte. Aus KfW 40 (EnEV 2004) wurde so KfW 55 (EnEV 2007).

Da mit der Einführung der EnEV 2009 im letzten Oktober der Primärenergiebedarf des Referenzhauses deutlich gesenkt wurde, wurde aus KfW 55 (EnEV 2007) KfW 70 (EnEV 2009) und aus KfW 70 (EnEV 2007) wurde KfW 85 (EnEV 2009). Die Einführung des KfW Energieeffizienzhauses 55 (mit 55% Primärenergiebedarf des Referenzhauses der EnEV 2009) wird der erste wirklich neue KfW-Neubaustandard seit der EnEV 2002 sein. Zuvor gab es im Prinzip nur Umbenennungen der ursprünglichen Standards KfW 40 und KfW 60.

Viele Grüße,
Baublox

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hallo Bau-Blox,

wir stehen vor genau dem gleichen Problem, mit dem kleinen Unterschied, dass unser Architekt im Leben nie auf die Idee käme, bei der KfW-Bank anzurufen und auch noch so was abzuklären. Unser Statiker, der die Wärmeberechnung macht, weiß auch nicht, was er tut. Sämtliche Angaben sind ein Mix aus EnEV2007 und EnEV2009. Da kennt sich kein Mensch aus (er im Übrigen auch nicht). Deshalb wollte ich mal nachfragen, denn offensichtlich hast du mehr Ahnung, als mein Architekt und Statiker zusammen:

Stimmen folgende Grenzwerte für Primärenergiebedarf und H'T nach EnEV-Förderbedingungen, so wie ich sie berechnet habe?

KfWEff70_2007 war 60kWh/m2a also 100% = 85kWh/m2a
also gilt als neuer Wert ENEV2009 Primärenergiebedarft ca. 85*0,7 = 60 kWh/m2a
außerdem gilt nach Anlage 1, Tabelle 2 der EnEV2009: freistehendes Wohngebäude: H'T = 0,40
also gilt für KfWEff85_2009 : Primärenergiebedarf max. 60*0,85 = 51 kWh/m2a , H'T=0,40*1 = 0,40 (H'T ist 100% bei KfW85)
ebenso gilt für KfWEff70_2009 : Primärenergiebedarf max. 60*0,7 = 42 kWh/m2a , H'T=0,40*0,85 = 0,34 (H'T ist 85% bei KfW70)
ebenso gilt für KfWEff55_2009 : Primärenergiebedarf max. 60*0,55 = 33 kWh/m2a , H'T=0,40*0,7 = 0,28 (H'T ist 70% bei KfW55)

Nach momentaner Rechnung stehen wir bei einem Primärenergiebedarf von knapp 18 kWh/m2a und einem H'T von etwa 0,29. Wie es aussieht, stehen wir im Moment vor der Wahl durch ein bisschen Mehraufwand auf das neue KfW-Effizienzhaus 55 zu kommen oder durch Einsparen uns mit einem guten KfW-Effizienzhaus 70 zufrieden zu geben.

Grüße
Bernhard

Bau-blox hat gesagt…

Hallo Bernhard

Ein wirklich gut gedämmtes Haus mit minimalem Energieverbrauch planst Du da. Es wundert mich da schon, dass dein planender Architekt sich mit der gültigen EnEV nicht auskennt. Wahrscheinlich ist das ein minimalst von einem Generalunternehmer oder einer Fertighausfirma bezahlter Architekt, bei dem die Beschäftigung damit den bezahlten Zeitrahmen sprengen würde. Danke übrigens für das Lob, aber nicht ich kenne mich mit der EnEV und den KfW-Bedingungen gut aus, sondern mein Architekt, der für die Feinheiten ein häufig kostenpflichtig aktualisiertes Programm nutzt.

Deine Rechnung wäre schon richtig, allerdings entspricht die KfW 70 (EnEV 2009) nicht exakt der KfW 40 (EnEV 2002) - sondern nur ganz grob in Bezug auf den Primärenergiebedarf. Da hat es viele Erweiterungen gegeben. Außerdem hängt Energiebedarf und Transmissionswärmeverlust des Referenzhauses von den Plänen deines Neubaus ab. Bei mir haben sich die Werte geändert, als Fenster und Keller umgeplant wurden.

Der Transmissionswärmeverlust = 0,40 W/m^2K für ein freistehendes Wohngebäude gilt nur für die Zulässigkeit des Neubaus nach der EnEV überhaupt. Die KfW verlangt einen maximalen Anteil am Wärmeverlust des Referenzhauses, und das hatte bei meinen Plänen einen Wärmeverlust von 0.355 W/m^2K - 70% davon sind 0.2485 W/m^2K - da liegen deine Pläne mit 0.29 W/m^2K drüber, der Primärenergiebdarf von 18 kWh/m^2a müßte aber deutlich unter dem Bedarf deines Referenzhauses liegen. Wie kommst Du bei der im Vergleich nicht so tollen Dämmung zu einem so niedrigen Primärenergiebedarf? Heizt du mit regenerativer Energie (die mit einem Faktor von nur weit unter 1 als Primärenergie gezählt wird)?

Fazit: Wenn du den KfW 55 Standard willst, brauchst Du weitere Beratung und zusätzliche Dämmung. Sprech mal mit deinem Architekten über einen privaten Zusatzauftrag oder nimm dir einen eigenen zusätzlichen Architekten (der deine Planung dann aber 1 : 1 nachplanen müßte - nicht billig). Ein guter Energieberater kann vermutlich auch weiterhelfen, da er ja bzgl. der KfW Kredite bei Sanierungen von Bestandsgebäuden berät.

Ob sich das lohnt, wo noch nicht bekannt ist, wann dieser Standard eingeführt wird??

Viele Grüße,
Andreas

Unknown hat gesagt…

Hallo Andreas,
danke für die Infos. Das mit dem HT'-Wert für das Referenzhaus ändert die Anschauung natürlich gewaltig. Ich hab mal auf den wenigen Zeilen der Wärmeberechnung meines Statikers (mein Architekt hat damit gar nix zu schaffen, scheint eher ein Freund der schönen Künste zu sein) nachgecheckt und da steht:

HT' für KfW85_2009 : 0,358 W/m2a und für KfW70_2009: 0,294 W/m2a.
Jetzt entspricht ja eigentlich der HT'-Wert des Kfw85-Hauses genau 100% meines Referenzhauses. Wenn ich also nachrechne: 0,358*0,85 (für KfW70), so erhalte ich 0,304 W/m2a als Begrenzung für HT' meines KfW70 Hauses (bzw. 0,251 für KfW55).

Da hat doch der Statiker mir einen falschen Wert für HT' beim KfW70 untergejubelt!?

Ich habe sämtliche Werte auch nochmal selber versucht durchzurechnen (nach Vorlage der Excel-Tabelle vom Passivhausinstitut, Version 2007). Mittleweile habe ich auch das Referenzhaus mitberechnet und habe nun einen guten Einblick in das Geschehen und an welchen Schrauben man drehen kann (und muss). Sollten wir es schaffen, zu einem vernünftigen Preis gute Fenster (Uw=0,8) zu kriegen, so kommen wir tatsächlich ans KfW55 ran. Das funktioniert, weil das Referenzhaus mit relativ schlechten Fenstern gerechnet wird und man bei viel Fenstern den HT' Wert des Referenzhauses bis auf 0,40 hochschrauben kann, ohne dass der HT' - Wert des eigenen Hauses entsprechend stark ansteigt.

Auf jeden Fall treffe ich mich am Donnerstag mal mit meinem Statiker und wir checken das mal alles ab.

Und ja, wir planen solare WW- und Heizungsunterstützung und eine Stückholzheizung. So müssen wir uns wenigstens nicht um Primärenergiewerte kümmern. Außerdem kann man mit gutem Gewissen das Haus etwas abspecken, falls es zu teuer wird (Bsp. Fenster).
Was habt ihr für einen u-Wert bei den Fenstern und was sind so die geschätzten Mehrkosten im Vergleich zu schlechteren (z.B. U=1,1)

Liebe Grüße
Bernhard

Bau-blox hat gesagt…

Hallo Bernhard

Ich finde es klasse, dass du Transmissionswärmeverlust H´T deines Hauses inzwischen selbst nachvollziehst. Ist die dafür benutzte "Excel-Tabelle vom Passivhausinstitut, Version 2007" das Passivhausprojektierungspaket PHPP vom Passivhausinstitut für 93€?

Und damit konntest Du auch die Eigenschaften des Referenzhauses nachvollziehen? Das Referenzhaus ist für mich nämlich ein Buch mit sieben Siegeln, dessen Eigenschaften wurden halt von der Energieberatungssoftware des Architekten ausgegeben.

Zu den Fenstern kann ich noch wenig sagen, weil darüber noch nicht entschieden ist. Die von mir momentan favorieserten Fenster haben einen Ug-Wert für die Glasfläche von 0.6 W/(m^2*K), über den U-Wert des Rahmens schweigt sich der Hersteller jedoch leider aus.

Viele Grüße,
Andreas

Unknown hat gesagt…

Hallo Andreas,
ja, mittlerweile fühle ich mich als Fachmann. Ich habe schon ernsthaft darüber nachgedacht, selbst die Ausbildung zum Energieberater noch zu machen...

Zunächst habe ich das Excel File PHVP, die sogenannte PassivHausVorprojektierung. Allerdings von 2002. Dieses File ist kostenlos. Man muss halt schauen, was noch stimmt und was nicht. Im Prinzip haben sich ja bzgl. HT' nur die Grenzwerte und der Flächenbezug (An=0,32*Volumen der Hülle) geändert. Was überhaupt nicht mehr brauchbar ist, ist die Primärenergiebedarfsrechnung. Das Ganze ist also mehr ein Provisorium. Es genügt aber, um abzuschätzen, was mit dem HT'-Wert passiert, wenn man an der ein oder anderen Konfiguration des Hauses etwas ändert.
Das Referenzhaus ist eigentlich ganz einfach. Du nimmst dein geplantes Haus (Wandflächen, Fensterflächen etc.) und tust so, als ob dein Haus die für das Referenzhaus vorgeschriebenen u-Werte für Fenster, Türen, Wände, Dach, Boden etc. hätte. Das was rauskommt ist der HT'-Wert des Referenzhauses.
Dabei wird klar: Hat man große Fensterflächen mit einem u-Wert von 0,8, so kann man relativ zum Referenzhaus was gutmachen, denn dieses schreibt ja nur einen Wert von 1,3 vor. Dagegen ist der u-Wert für das Dach des Referenzgebäudes mit 0,20 bereits sehr gering, so dass man da schon sehr viel besser sein muss, damit man da etwas Abstand zum HT'-Wert des Referenzhauses gewinnen kann.

Mittlerweile habe ich mich mit meinem Statiker, der die Energieberechnung mit der professionellen Software macht, getroffen und wir haben unser Haus auf ein KfW55 getrimmt. Allerdings sehr grenzwertig (auf ein tausendstel). Da darf halt nichts mehr dazwischenkommen, wie z.B. schlecht gedämmte Rolladenkästen oder eine nicht optimale Dämmung um die Betonecke. Es wird irgendwann schon sehr schwer, mit kleinen Änderungen noch was zu bewirken. Selbst eine Mauerverbreiterung von 42,5 auf 50 cm bringt dann nur noch ein knappes Hundertstel. Gleiches gilt für die Verbesserung der Fenster von u=0.8 auf 0.7. Man ist dann halt wirklich fast beim Passivhaus. Auch was die Kosten angeht... Die KfW hat mir telefonisch bestätigt, dass sie noch keine Aussage über Zeitpunkt der Einführung der KfW55-Förderung machen können. Ebenso wenig über die zu erwartenden Zinskonditionen. Die entgültige Entscheidung fällt vielleicht erst, wenn wir die Angebote mit versiedenen Varianten vorliegen haben.
Rein ökonomisch wäre es sinnvoll, mit etwas weniger Dämmung auf KfW70 abzuspecken und damit mehr als 10000 Euro einzusparen im Vergleich zum KfW55-Standard. Die Heizkostenersparnis bei Sonne und Holz sind sowieso marginal beim KfW55 gegenüber KfW70 Standard. Lassen wir es mal 1 Ster Holz sein (was ich normalerweise fast kostenlos aus dem Wald bekomme), dann sind das vielleicht 50 Euro im Jahr. Da kann man für 10000 Euro plus Zinsen lange heizen...

Viele Grüße
Bernhard